Von Marathon zu Marathon
Von unserem Gastautor Jörg Thamer
Da hat sich Markus Patten ganz schön was vorgenommen: 16 Halbmarathons in 16 Bundesländern – und das in einer einzigen Laufsaison! Und als ob das nicht schon genug wäre: Markus läuft seit Jahren mit einer künstlichen Herzklappe. Ein Vorhaben, an das sich bislang auch noch kein vollkommen gesunder Läufer gewagt hat. Das wäre eigentlich eine Weltrekordleistung. Doch das RID (Rekord Institut Deutschland) entschied, Markus Projekt nur dann als Weltrekord anzuerkennen, wenn eine Gesamtlaufzeit von 36 Stunden und 30 Minuten unterschritten wird. Diese Entscheidung akzeptiert der gebürtige Kölner nicht, er lässt sich nicht unter (Zeit)Druck setzen.
Seit 2007 mit künstlicher Herzklappe
Bei Markus wurde im Januar 2006 ein angeborener Herzklappenfehler diagnostiziert. Nach einem wahren Diagnosemarathon über 1 ¾ Jahre wurde ihm schließlich eine künstliche Herzklappe eingesetzt. Schon recht früh wurde ihm klar, dass die Ärzte ihn nur unzuverlässig auf den individuellen therapeutischen Zielbereich einstellen konnten. Also nahm er die Sache selbst in die Hand und entwickelte das INR Management System (International Normalized Ratio) online.
Patten war schon immer ein sportlicher Mensch. Während seiner Schulzeit machte er jahrelang Judo und Karate. Auch das Laufen war schon immer fester Bestandteil seines Lebens. Im Mai 2016 hat Markus wieder mit der Lauferei angefangen. Im September desselben Jahres war er dann im Rahmen eines Trainingslaufes ungeplant über die Halbmarathondistanzgegangen gegangen. Da stand für ihn fest, wenigstens einmal einen offiziellen Halbmarathon absolvieren zu wollen. Das tat er im August 2017, beim RWE Hunsrück Marathon.
Die Idee mit dem Weltrekord
Die Idee zum Weltrekordversuch bekam Markus, während seines Halbmarathon-Debüts irgendwo zwischen Kastellaun und Simmern. Zunächst spielte er mit dem Gedanken, innerhalb einer Laufsaison in jedem Bundesland jeweils einen offiziellen Halbmarathon zu absolvieren. Im nächsten Atemzug fragte er sich, ob das überhaupt schon mal jemand gemacht hat. Entsprechende Recherchen blieben ergebnislos. Und so war die Idee des Weltrekordversuchs geboren.
Nicht um jeden Preis
Doch das „Rekord Institut Deutschland“ will einen Rekord nur anerkennen, wenn er insgesamt unter 36 Stunden und 30 Minuten bleibt. Markus akzeptiert diese Zeitvorgabe nicht, was er dem RID bereits mitgeteilt hat. Auch wenn es zum Zeitpunkt dieser Entscheidung für ihn durchaus möglich gewesen wäre, die Zielzeitvorgabe zu erfüllen, so will er den Wettbewerb um immer schneller Zeiten nicht mitverantworten. Sein Ziel ist in erster Linie Gleichgesinnte, also Menschen mit oder trotz Handicap dazu zu motivieren, sich mehr zu bewegen, ihnen zu zeigen: „Hey, auch wir können Leistungen vollbringen, die man uns nicht zutraut und wir uns selbst oft nicht zutrauen.“
Auf die Warnsignale des Körpers hören
Markus ist der Meinung, dass eine derartig läuferische Leistung schon genug Belastung sei. Die Erlebnisse und Erfahrungen der bisherigen Läufe (vor allem bei jenen mit höheren Temperaturen) haben ihm gezeigt, dass es unverantwortlich wäre, dieser Rekordzeitvorgabe Folge zu leisten. In Berlin, Dresden und Göttingen mussten LäuferInnen auf den letzten Kilometern entlang der Strecke notfallmedizinisch versorgt werden. Und das nur, weil sie über ihre Grenzen hinausgegangen waren, um ein paar Sekunden schneller zu sein. Sie hatten Warnsignale des Körpers ignoriert. Und das waren in der Regel Läufer ohne Handicap. Für Markus rechtfertigt es keinen Eintrag in ein Rekordbuch, seine Gesundheit und somit sein Leben für ein paar Sekunden weniger aufs Spiel zu setzen.
Bislang „läuft“ es gut bei Markus Patten
Sieben der insgesamt 16 Läufe sind bereits absolviert. Jörg Thamer hat für uns mit Markus gesprochen und ihm ein paar Fragen zu seinen Erfahrungen, seinen Plänen für den Rest der Saison und die weitere Zukunft gestellt.
Markus, 16 Halbmarathons in einer Saison in 16 verschiedenen Bundesländern – da hast Du Dir ja ganz schön was vorgenommen! Wenn ich richtig mitgezählt habe, dann hast Du inzwischen 7 Läufe hinter dich gebracht. Wie „lief“ es denn bislang so?
„Das stimmt Jörg, am 3. Juni habe ich mit dem ProPotsdam Schlösserlauf meinen 7. Halbmarathon absolviert. Abgesehen von einer kleinen Planänderung, die sich aufgrund der Absage des Laufs in der Saarlouiser Woche (Saarland) Ende Januar ergab, lief bis dato alles nach Plan. Als Ersatz dafür startete ich dann kurzfristig Mitte Februar in Saarbrücken. Die Läufe an sich boten bisher die unterschiedlichsten Anforderungen. Von 21 km Schneegestöber und geschlossener Schneedecke (Bad Kreuznach) bis heiß und drückend (Dresden) war fast alles vertreten.“
Hattest Du bei den bisherigen Läufen irgendwann mal das Gefühl, du müsstest aufgeben? Geht es Dir gesundheitlich gut bei dieser doch außergewöhnlichen Belastung? Auf welche Art macht sich die künstliche Herzklappe bemerkbar?
„Nein – das Gefühl aufgeben zu müssen, weil ich mich der Belastung nicht gewachsen fühlte, hatte ich bis dato nicht. Das liegt aber eben daran, dass ich mir keinerlei Zielzeit setze. Ich habe mir als Ziel gesetzt so zu laufen, dass jeder Kilometer zum Genuss wird. Und das kann ich nicht, wenn ich mich wegen einer Zeitvorgabe – unabhängig davon ob durch Dritte wie dem RID oder durch mich selbst gesetzt – unter Druck setze und immer auf Anschlag laufe. Außerdem wäre das die falsche Art ‚Vorbild‘, sich mit letzter Kraft über die Ziellinie zu hangeln und dann zu kollabieren? Nein Danke! Diese Art von Anti-Vorbildern laufen bereits zur Genüge herum. Insofern kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass es mir während dieser Läufe durchweg gut geht. Der Körper wird gefordert aber nicht überfordert. Bedingt durch die künstliche Herzklappe muss ich halt darauf achten, nicht langfristig hochpulsig zu laufen – wird es wärmer laufe ich einfach einen Schritt langsamer, um so das Herzkreislauf-System wieder zu entlasten.“
Was war das schönste Erlebnis bei deinen bisherigen Läufen?
„Ich hatte im November 2017 von meinem Vorhaben auf Instagram erstmals berichtet und massiv Zuspruch und Unterstützung erfahren. Das motiviert zusätzlich. Und selbst LäuferInnen, die sonst um einiges schneller unterwegs sind als ich es bin, haben zu mir und meiner Aktion gestanden und gesagt: ‚Wir finden deine Aktion so genial und bewundernswert, wir möchten an deiner Seite laufen!‘ Und so auch das positive Feedback meiner Lauffreunde, nachdem ich das Rekordinstitut von meiner Entscheidung in Kenntnis gesetzt hatte.“
Auf welchen Lauf der Serie freust du dich am meisten bzw. hast du dich am meisten gefreut?
„Da gibt es eigentlich keinen Lauf der besonders hervorsticht. War ich in Saarbrücken allein unterwegs, so hatte dieser Lauf den besonderen Charme eben der Startschuss zu sein. In der Woche darauf in Kiel war das Besondere, so tolle Laufunterstützung erfahren zu dürfen und einige meiner Instagram-Lauffreunde persönlich kennenzulernen. Bad Kreuznach hatte für mich einen besonderen Spaßfaktor, weil ich mich als ‚Schlussläufer‘ bei allen Streckenposten persönlich bedankte und diese quasi in den wohlverdienten ‚Feierabend‘ entsandte. Berlin hatte eine besondere Atmosphäre durch die Größe der Veranstaltung und die Stimmung an der Strecke. Zudem waren ebenfalls viele der Lauffreunde mit am Start. Der NCT-Lauf in Heidelberg wiederum bekommt seinen Charme durch den Anlass und seine Funktion als Spendenlauf für die Krebsforschung. Und so zieht sich das quasi durch alle Läufe. Köln wird für mich einen besonderen Charme bekommen, da dieser Lauf, wenn alles weiterhin nach Plan läuft, der Finallauf meiner Serie in meiner Geburtsstadt sein wird. Ich freue mich wirklich aufrichtig auf jeden Lauf gleichermaßen.“
In deinem Instagram-Profil lese ich von „noch verrückteren Ideen“. Dürfen wir also nach dem letzten Lauf in Köln noch mehr von Dir erwarten?
„Schwer zu sagen – dieser Status kam in Zeiten zustande, in denen sich diese Idee anbahnte und im ‚stillen Kämmerlein‘ Formen annahm. Im Augenblick würde ich also eher sagen, dass es nach Köln keine weiteren ‚verrückten Ideen‘ geben wird. Aber: ‚Sag niemals nie‘.“
Hast Du noch eine besondere Botschaft für die Leser des WRIGHTSOCK-Blogs?
„Allen Läuferinnen und Läufern – egal ob mit oder ohne Handicap: Bitte achtet mehr auf euch. Leider lese ich immer wieder, es muss noch schneller werden, lese dann auch eure Enttäuschung, wenn es nicht geklappt hat. Für die Hochleistungssportler, die auf diese Art ihren Lebensunterhalb sichern müssen mag es vielleicht noch ‚Sinn‘ machen, aber für uns gewöhnliche Volksläufer, sollte es keinen Unterschied machen, ob man der 2.578. oder vielleicht der 2.571. Zieleinläufer ist. Eure Gesundheit wird es euch danken. Und lieber mal einen Schritt langsamer und mit mehr Genuss laufen, als irgendwann eine gesundheitlich bedingte Zwangspause einlegen zu müssen. Passt bitte auf euch auf.“
Markus, vielen Dank für deine Antworten! Auch im Namen von WRIGHTSOCK wünsche ich dir alles Gute für die restlichen Läufe! Du packst das!
Folge Markus auf Instagram
#eineherzklappeläuftweltrekord2018 – unter diesem Hashtag könnt ihr Markus auf seinem Instagram-Account folgen und ihn bei seinem Weltrekordversuch – ob er nun anerkannt wird oder nicht – unterstützen.
Das WRIGHTSOCK-Team drückt dem sympathischen Sportler auf jeden Fall ganz fest die Daumen!
Markus Patten läuft mit einer künstlichen Herzklappe 16 Halbmarathons in 16 Bundesländern.
„Ich danke WRIGHTSOCK für die tolle Unterstützung. Bei allen Trainingsläufen und den mittlerweile sieben Halbmarathons – wir reden hier von knapp 500 km allein in diesem Jahr – bin ich bis heute, dank des Anti-Blasen-Systems absolut blasenfrei.“
Die beiden Laufkameraden Markus Patten (links) und Thilo Bennecke vor dem Göttinger Laufladen „Laufline“.
Und so geht es bei Markus weiter…
Neun Läufe wird Markus in diesem Jahr noch absolvieren:
16.06.2018 Nebra (Sachsen-Anhalt)
29.06.2018 Marburg (Hessen)
07.07.2018 Bremen (Bremen)
13.07.2018 Heidelberg (Baden-Württemberg)
04.08.2018 Rostock (Mecklenburg-Vorpommern)
01.09.2018 Erfurt (Thüringen)
23.09.2018 Hamburg (Hamburg)
29.09.2018 Oberschleißheim (Bayern)
07.10.2018 Köln (Nordrhein-Westfalen)
Lieber Ulrich,
erst einmal finde ich es Klasse, dass Du – trotz oder eben drum – des doch fortgeschrittenen Alters immer aktiv bleiben willst. Bitte behalte Dir diese Eigenschaft solange es Dir möglich ist. Und ganz klar – achte und höre auf Deinen Körper. Niemand kennt ihn besser wie Du.
Zu Deiner Frage meiner Genesungsdauer nach dem operativen Eingriff:
vorweg jedoch – ich war damals gerade „erst“ 34 Jahre geworden. Am 10. Post-OP-Tag bin ich nach Hause entlassen worden, habe dort 1,5 Wochen auf den REHA-Antritt (bzw. Anschlussheilbehandlung) gewartet, wo ich dann drei Wochen verweilte. Anschließend war ich nochmals 2zwei Wochen krankgeschrieben, während dieser die Wiedereingliederung beim Arbeitgeber und der Krankenkasse beantragt wurde. Es waren auf den Tag genau drei Monate nach der OP, als ich wieder Vollzeit im Berufsleben stand.
Angst zu haben, gerade vor solch einem Eingriff, ist – denke ich – natürlich. Auch wenn ich selbst seinerzeit keine hatte. Im Gegenteil – ich habe vor Freude geweint, als es hieß, dass ich operiert werden müsse. Endlich hatte man mir geglaubt, hatte festgestellt, dass es nicht nur 5 vor 12 sondern noch schlimmer um mich stand. Und ich wusste: Von nun an geht es vor- und aufwärts.
Meine Operation liegt dieses Jahr nun schon 17 Jahre zurück und die Medizin hat enorme Fortschritte gemacht. Es wird ein hochspezialisiertes Team auf Dich warten und sie Alle haben nur ein Ziel: Dich anschließend wieder Lachen zu sehen.
Angst zu haben ist weder ein Zeichen von Schwäche noch etwas, für das man sich schämen muss. Angst lässt uns vorsichtig werden. Achte aber darauf, dass Du die Angst kontrollierst und nicht umgekehrt.
Ich wünsche Dir für die Zukunft und viel Spaß bei Deinen weiteren Laufkilometern.
Herzlichst
Markus
Hallo Markus,
ich habe auch eine Aotenklappeninsuffiienz, seit 23 Jahren Marathonläufer. Seit 3 Jahren Halbmarathon.
Jetzt zur Zeit kann ich aber nur noch höchstens 40 Minuten auf dem Laufband durchhalten.
Obwohl es als noch leichtgradig angesehen wird sackt sie Leidtung total ab.
Die Kardilogin meinte nut, sie haben rin gutes Bauchgefühl , hören sie darauf. Sollte es länger schlecht laufen soll ich sofort in die Praxis kommen. Ich hsbe total Angst vor der Op . Wie lange hatte es gedauert bis du wieder fit warst ?
Was kannst du mir sagen ?
Ich bin 63 Jahre alt und sonst eigentlich noch total fit.
Über eine Antwort würde ich mich echt freuen
Lg
Ulrich
Hallo lieber Ulrich,
der Blogartikel war ein Gastbeitrag.
Wenn du magst kannst du direkt Kontakt mit Markus aufnehmen. Seine Firmenmailadresse lautet: info@mp-energieberatung.de
Du findest ihn auch auf Facebook, dort kannst du auch mit ihm in Kontakt treten: @markus.patten.energieberatung
Sportliche Grüße
Dein WRIGHTSOCK-Team